Dr. Lukas Köhler

GoodNewsWednesday

Zur Mitte meiner GoodNewsWeek habe ich mir ein Thema herausgesucht, das nicht nur das Wohlbefinden von Menschen betrifft, sondern ihr blankes Überleben sichert - oder eben auch bedroht: Hunger.

Nur wenige andere Phänomene sind ein so starker Indikator für die Lebensqualität, wie die Versorgung mit Nahrung in angemessener Qualität und Quantität. Zugleich ist Hunger in der Geschichte der Menschheit ein allgegenwärtiges Phänomen, das auch in den heute wohlhabenden Teilen der Erde noch bis vor wenigen Jahrzehnten präsent war — nicht nur zu Kriegszeiten.

Verglichen mit den allermeisten Europäern vor 150 Jahren leben wir heute gewissermaßen in dem Schlaraffenland, das die Menschen sich damals ausgemalt haben, und leiden heute eher unter den Folgen der Überernährung als der Unterernährung. Doch auch in jenen Teilen der Erde, in denen die Hungersnot noch zur Jahrtausendwende alltäglich war, wird das Defizit aus benötigten und zur Verfügung stehenden Kalorien immer kleiner. Auf dieser Grafik wird das „food deficit“ dargestellt, auf dem vor allem ein Land wie Äthiopien durch seine positive Entwicklung auffällt: 

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Klickt ihr in der Grafik auf „Map“ und dann den Play-Button unten links, wird die Welt immer heller, das Problem also immer kleiner. Zugleich wird deutlich, dass es fast immer die selben Regionen sind, in denen die positiven Trends zu langsam bzw. kaum ankommen.

Trotzdem können wir festhalten, dass heute weniger Menschen unterernährt sind als noch vor 20 Jahren — hier wieder die passende Grafik dazu:

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Auch beim Hunger gilt also: Auf der großen, langfristigen Skala stimmt die Entwicklung - und doch gefällt mir an dieser Grafik etwas überhaupt nicht: Die jüngste Trendwende. Das World Food Programme (WFP) stellte 2017 fest, dass die Zahl der Hungernden erstmalig seit über einem Jahrzehnt weltweit wieder angestiegen ist - auch das geht ja aus der Kurve hervor. Bis zum Jahr 2019 sind die weltweiten Zahlen weiter leicht gestiegen, und vor dem Hintergrund von Covid-19 geht das WFP davon aus, dass auch 2020 keine Verbesserung zu erwarten sind. Dort spricht man von einer Trendumkehr und mahnt die Weltgemeinschaft dazu, die Anstrengungen wieder zu erhöhen, um das zweite Nachhaltigkeitsziel „Zero Hunger“ noch zu erreichen - dem kann ich nur beipflichten, denn noch immer leiden ca. 822 Millionen Menschen unter Hunger, was die Welthungerhilfe sehr deutlich darstellt: 

Wir sehen also auch beim Hunger das Dilemma, das viele gute Neuigkeiten betrifft: Bis zum Ziel der „perfekten Welt“ liegt noch viel Strecke vor uns, und doch ist die Weltgemeinschaft auf dem richtigen Weg - wenn auch, wie im Falle des Hungers, nicht linear. Die Erfolge anzuerkennen bedeutet aber keinesfalls, die Hände in den Schoß zu legen, sondern - ganz im Gegenteil! - anzuerkennen, dass diese Verbesserungen das Ergebnis harter Arbeit sind! Und genau so muss es weitergehen, damit wir uns weiter dem Idealzustand nähern, in dem so wenig Leid wie möglich auf der Welt besteht.

Bis morgen also, wenn es wieder heißt: Good News everyone! - und ich mich einem ur-liberalen Thema widme, das für Menschen auf der ganzen Welt eine Grundvoraussetzung für ein freies und selbstbestimmtes Leben ist: die Bildung. 

Euer Lukas